Gedanken zum Todeskampf eines Storchenkükens vom 10. - 12. Juni 2002
Zum Storchendrama im österreichischen Marchegg habe ich mich nach einigen Tagen der "Sprachlosigkeit" entschlossen, meine Stellungnahme auf diesen Seiten bekanntzugeben. Ich möchte noch einmal klar und deutlich zum Ausdruck bringen, dass im großen und ganzen ein Eingriff in die Natur vom Menschen nicht erfolgen sollte. Aber wenn ein Lebewesen, in diesem Fall ein kleiner Storch, die Hilfe des Menschen braucht, bin ich der Meinung, sollte man nicht die Augen verschließen und sich hinter dem Argument "so ist die Natur" verschanzen.
Herr Ziegler, ein von mir sehr geschätzter Ornithologe, mit einem großen Wissen, den richtigen Worten zum rechten Zeitpunkt, hat seinen Standpunkt im Tagebuch von Dinkelsbühl sehr anschaulich und deutlich zum Ausdruck gebracht. Ich gehe mit ihm meist konform, aber in diesem einen Punkt, steht für mich nicht das Wissen im Vordergrund, sondern das Empfinden aus dem Bauch heraus. Ich kann sehr gut unterscheiden zwischen Naturgeschehnisse, Naturschutz und Tierhilfe. Welche Gratwanderung ist gemeint?? Ist das menschliche Engstirnigkeit, Achtung vor dem Lebewesen zu haben und Beschützung eines Hilfedürfigen für notwendig zu erachten?? Gott sei Dank ist bei vielen Menschen das Empfinden hierfür noch nicht verloren gegangen. Und ich stehe nicht alleine mit meiner Meinung, denn hier geht es einzig und allein um eine lebenserhaltende Hilfe, nicht um Verhätschelung, wie Fußbodenheizung, ein schützendes Dach über dem Horst oder um eine "Verhausschweinung".
Das Storchenjunge hatte zwei lange Tage einen schrecklichen Todeskampf geführt und alle schauten nur zu! Und es war ganz eindeutig zu erkennen, dass das Junge sich bewegte und mit eigener Kraft keine Chance zum Überleben hatte. Gut, die Natur erscheint uns manchmal sehr grausam (gefressen und gefressen werden), dies geschieht tagtäglich in unserer nahen Umgebung und wir bemerken es oft nicht. Die Kamera gibt uns Einblick in das Leben und Sterben der Störche. Aber was sollte speziell hier in Österreich dem Zuschauer demonstriert werden?? Dass man generell nicht eingreifen soll, wenn ein Lebewesen in Not ist... vielleicht sollte man einfach in Zukunft die Augen verschließen?? Auch wenn neben mir ein hilfloses Tier liegt, es ist eben so, das kommt vor...?? Soll man wirklich nicht helfend eingreifen, weil die Natur sich selbst organisiert??
Im Vetschauer Storchennest wurde vom Altstorch das kleinste Küken aus dem Nest geworfen. Das war sicher auch schmerzlich für viele Betrachter, jedoch ist hier ein kleiner Unterschied: Der Elternstorch hat die Auswahl getroffen, vom Instinkt heraus das Kleinste ausgesondert, damit der Rest der Familie überleben kann. Im österreichischen Horst handelte es sich um den qualvollen Todeskampf eines verunglückten, verletzten Storches.
Gut, dass es auf dieser manchmal so beschissenen Welt (entschuldigt meinen kräftigen Ausdruck!) doch noch "beherzte" Menschen gibt, die sich einsetzen für Tiere, die menschliche Hilfe brauchen, und weder Mühe noch Kosten scheuen, Leben zu erhalten.
Für alle diejenigen, die noch ein wenig Trost brauchen, hier "Brandenburgs schönste Tiergeschichte".
Trabi-Horst in Neuruppin
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Die unten gezeigten Bilder sind aus der Zeitung, dadurch von schlechter Qualität, aber der Beweis dafür, dass es diese Begebenheit tatsächlich gab. Der Artikel hierzu wird unten wörtlich wiedergegeben.
Geschehen im August 2000.
Fütterung à la Sushi-Art
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Hr.Jänsch, der Storchenvater
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Herr Jänsch rettete die Rotschnäbel
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Das berühmteste Storchennest Brandenburgs ist der Trabi-Horst in Neuruppin, zehn Meter über der Bechliner Chaussee. Erbauer Artur Jänsch (67) freute sich über zweimal Nachwuchs im Nest. Bis er unfreiwillig zum Storchenvater und Futtermeister wurde.
Doch wie füttert man zwei junge Rotschnäbel in zehn Meter Höhe? Jänsch: "À la Sushi-Technik, mit einem Riesen-Stäbchen!"
Bis vor vier Wochen war im Horst alles in Ordnung. Doch dann fegte ein schlimmer Sturm übers Land, tötete Vater Adebar. Die Mutter musste alleine für ihre Kinder sorgen. Das schaffte sie nicht.
Zwölf Kilo Futter (Mäuse, Schnecken, Schlagen, Frösche, Ratten) müsste ein einzelner Storch für sich und seine zwei Jungen täglich erjagen. Nicht zu schaffen. Auch nicht für eine verzweifelte Storchenmutter. Die Schreie der hungrigen Kinder waren täglich durch den ganzen Ort zu hören.
Jeden Tag schaute Jänsch zum Horst hoch, musste mit ansehen, wie die Storchenkinder immer schwächer und dünner wurden. Doch dann kam ihm die rettende Idee: Er bastelte sich eine zehn Meter lange Holzstange zusammen. An einem Ende befand sich ein spitzer Eisenhaken, auf den er das Storchenfutter aufspießte: Kartoffeln, Kanincheninnereien und selbstgefangene Mäuse!
Beim ersten Versuch wollten sich die kleinen Rotschnäbel noch verängstigt aus dem Nest stürzen. Doch nach und nach gewöhnten sie sich an den Sushi-Stab, zupften gierig das Futter ab.
Storchenvater Jänschs Ausdauer wurde belohnt. Nach einigen Tagen wurden die Jungen flügge und verließen den Horst. Und dann mußten sie sich ihr Mäuse- und Frosch-Sushi selbst jagen!
Und hier noch eine Begebenheit vom 13. Juni 2002:
Da hat die Schwanenfamilie noch mal Schwein gehabt: Mit einem Feuerwehreinsatz wurden Mutter, Vater und fünf Kinder gerettet, als sie die Autobahn überqueren wollten.
Schon gegen 6.25 Uhr waren die Schwäne aufgefallen. Sie tummelten sich an der B10 auf dem Parkplatz Mühlenbeck. Polizisten brachten sie in den Wald. Dort blieben sie aber nicht, sondern marschierten im Gänsemarsch zum Dreieck Pankow. Die alamierte Feuerwehr verfrachtete die Schwanen-Familie in einen Hänger. Ab ging`s zum Summter See.