Eine seltsame Freundschaft

Meine wenigen Besuche im Berliner Zoo führen ganz zwangsläufig immer zum Gehege der Bären, denn vor ein paar Jahren war über eine doch recht eigentümliche Freundschaft zwischen einer Katze und einer Kragenbärin in der Zeitung die Rede. Immer wieder zieht es mich dort hin, um nachzusehen, ob diese ungewöhnliche Tierfreundschaft noch besteht. Jetzt war kürzlich wieder ein Artikel mit Bildern in der Tageszeitung, worauf ich beschloss, Euch diesen nicht vorzuenthalten.

Bei meinem allersten Besuch glaubte ich, da beide Tiere ein schwarzes Fell haben und aneinander gekuschelt lagen, dass die Kragenbärin ein Junges hatte. Bis ich dann feststellte, dass es sich bei dem angeblichen "Jungbär" um eine schwarze Katze handelte. Aber seht selbst....




"Muschi" und "Mäuschen" ....


.... wer ist wer ????



Originalzeitungsartikel der BZ vom November 2003



Nachtrag vom 09.01.2004
Freudentag für zwei Berliner Tiere!

So stand es in der Berliner Zeitung:
Nach drei Jahren inniger Freundschaft zwischen der riesigen Kragenbärin "Mäuschen" und der kleinen schwarzen Katze "Muschi" im Zoologischen Garten waren sie durch Bauarbeiten zwangsweise getrennt. Doch Muschi überfiel der Liebeskummer, sie maunzte und miaute so herzergreifend, dass die Zoo-Direktion ein Einsehen hatte und Muschi wieder zu Mäuschen ließ. Zoo-Vorstand Heiner Klös: "Als die Katze ihre Freundin sah, rannte sie auf sie los, die Bärin breitete ihre Tatzen aus, die Katze rollte sich darin zusammen und schnurrte." Jetzt kuscheln die beiden gemütlich den Winter lang in einer Höhle.


Artikel aus der Ostseezeitung vom 27.08.05
Berlin (dpa) "Liebe vereint Bärin und Katze"



Es war einmal eine Katze namens „Muschi“. Die lebt seit fünf Jahren mit der 36-jährigen Kragenbärin „Mäuschen“ zusammen. Viele Freunde des Zoologischen Gartens in Berlin kennen die wohl schönste Geschichte über die Tierfreundschaft bereits. Geschichte und Fotos der für Experten unerklärbaren Lebensgemeinschaft zwischen dem 4-Kilo-Gewicht und der fast 600 Kilo schweren Bärin gingen um die Welt. Jetzt gibt es eine Fortsetzung. Denn „Muschi“ bringt seit einiger Zeit einen hellgefleckten Kater mit. Das bestätigte gestern der Zoo-Kurator für Säugetiere, Peter Rahn.

Als die Bärin altersbedingt schwächer wurde, hatte die Zoo-Leitung ihr kürzlich in einem Stallungsbereich das Gnadenbrot gewährt. Die wegen des Umbaus des Bärenfelsens von „Mäuschen“ getrennte Katze miaute daraufhin mehrere Nächte so laut, dass sich die Zoo-Direktion zum Einbau eines Zugangs für „Muschi“ entschied. Seitdem kommt sie wieder täglich, um von den Fischbrötchen der Bärin zu naschen. Sie schläft auch häufig zwischen den Tatzen der Bärin.

Nach Angaben von Kurator Rahn kümmern sich die Tierpfleger rührend um die Bärin und die Katze, die seit kurzem einen Kater im Schlepptau hat. Die zahlreichen nach dem Schicksal von „Muschi“ und „Mäuschen“ fragenden Besucher werden am Bärenfelsen mit einem Schild über den bisher guten Ausgang der Geschichte informiert.



Nachtrag vom 10.03.2006
Anfrage an den Berliner Zoo


Meine Mail-Anfrage beim Berliner Zoo ergab, dass "Mäuschen" und "Muschi" noch vereint in einem separaten Gehege sind und "Muschi" die alleinige Herrscherin ist, also kein Kater mehr in Sicht sei. Weiterhin ist ein Schild am Bärenfelsen angebracht und gibt Auskunft über den Verbleib des Bären und der Katze. Am Montag, den 13.03.06 wird im ZDF unter der Serie *Berliner Schnauzen* von dieser ungewöhnlichen Freundschaft berichtet.

Hier die Pressemeldung des Berliner Zoo vom 16.11.2010:

Ältester Bär im Zoo Berlin gestorben

Kragenbär Mäuschen starb im 43. Lebensjahr

Seit September 1968, also bereits zur Eröffnung der neuen Tropenbärenanlagen, zog die Kragenbärin Mäuschen in den Berliner Zoo ein. Berühmt wurde sie durch die Tatsache, dass sie in den letzten Jahren auf ihrer Außenanlage zusammen mit der schwarzen Hauskatze Muschi, die eines Tages auf der Außenanlage gesichtet wurde, friedlich in einer tierischen Wohngemeinschaft lebte. Bei den täglichen Fütterungen kamen viele - vor allem ältere - Besucher um zu beobachten, wie Muschi direkt neben ihrer großen Freundin Mäuschen saß und ihr dabei sogar ganz besondere Dinge wegfressen durfte.

Im Herbst 2003, zum Beginn der Umbauarbeiten der jetzigen Braunbärenanlage, musste Mäuschen in ein abseits der Besucher liegendes Gehege auf dem Innenhof der Bärenanlage einziehen. Entgegen aller bis dahin gesammelten Erfahrungen trotzte Mäuschen erfolgreich den Altersbeschwerden und lebte weiterhin zusammen mit Muschi auf dem Innenhof. Auch nachdem beide Tiere nicht mehr dem Publikum gezeigt wurden, erreichten uns immer wieder Anfragen nach dem Fortbestand dieser seltenen Tierfreundschaft.

Öfters mussten die Mitarbeiter des Zoos sich fragen, ob Mäuschen sich von den immer öfters auftretenden Bewegungsstörungen erholen würde. Immer wieder erholte sie sich nach einigen Tagen wieder und erfreute sich sichtlich des Lebens als Rentnerin im Bärenhof. Am 16. November ging es dann nicht mehr – die verantwortlichen Mitarbeiter des Zoos erlösten Mäuschen von ihren Schmerzen.

Mit knapp 43 Jahren hat Mäuschen einen neuen Altersrekord für Kragenbären aufgestellt.

Wir sind uns sicher, dass nicht nur die Zoomitarbeiter sondern auch viele Berliner diesen Bären nicht vergessen werden.

Dipl.- Biol. Heiner Klös

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