Neu- und Umbau des Polariums in München

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Im hinteren Teil, wo früher die Moschusochsen waren, entsteht eine Mutter-Kind-Anlage und dahinter eine Tundra- und Taiga-Landschaft, die im Moment nicht einzusehen und total abgesperrt für die Besucher ist.


Skzizze von einem Plakat

(Beschreibung - siehe unten - mit der Nummerierung von oberer Skizze)

(1) Die neue Felsenhöhle ermöglicht den Besuchern, die Eisbären beim Schwimmen unter Wasser zu beobachten. Das neu gebaute Wasserbecken wird dazu besucherseitig komplett verglast. Die schattige Lichtstimmung in der Höhle sowie modernste Wasserfilterungstechnik sorgen für eine klare Sicht bei jedem Wetter. Diese ist rein mechanisch, auf den Einsatz von Chemikalien verzichten wir zum Wohle der Eisbären.

(2) Im Besucherbereich werden wir darauf achten, dass dieser spannende Bereich natürlich für alle Besucher einfach zugänglich ist. Daher entsteht eine behindertengerechte Rampe, die auch für Kinderwägen gut geeignet ist. Der Belag, ein mit Riesel abgestreuter Gussasphalt, erleichtert den Zugang zusätzlich.

(3) Wo einst das Moschusochsengehege zu finden war, entsteht das neue Mutter-Kind-Haus. Es ist einer natürlichen Geburtshöhle nachempfunden und mit zwei Wurfboxen ausgestattet. Es wird ermöglichen, dass die Eisbärmutter mit ihrem Kind die ersten Wochen völlig ungestört verbringen kann. Das Gelände um das Mutter-Kind-Haus ist so konzipiert, dass auch die ersten Schritte in die neue Welt völlig problemlos funktionieren. Besucher kommen auf dem Entdeckerweg besonders nah an die Eisbären heran. Dahinter entsteht die neue Tundra- und Taigalandschaft.


Abschließend einige Informationen aus dem Info-Häuschen. Dort sind Plakate aufgehängt, wo der interessierte Besucher genau Kenntnis erhält, was geplant ist, was künftig geschieht und vieles Wissenswerte über Eisbären im allgemeinen. Ich habe einige Plakate fotografiert und stelle die Fragen und Antworten hier als normalen Text ein....



Warum eine neue Eisbärenanlage?

Jeder konnte sehen, dass unsere in den 70er Jahren gebaute alte Anlage deutlich in die Jahre gekommen war. Was damals sehr modern und fortschrittlich war, ist heute nicht mehr zeitgemäß – weder für die Tiere, noch für die Besucher.

Die Gehege in modernen Zoos passen sich mehr denn je den Bedürfnissen der Tiere an und orientieren sich an der natürlichen Heimat der Tiere. Deshalb hat ein Team von Experten lange überlegt, wie unsere neue Anlage gestaltet sein soll, damit sie dem natürlichen Verbreitungsgebiet der Eisbären, also der Polarregion rund um den Nordpol, ähnelt.

Gleichzeitig wollen wir, dass unsere Besucher unsere Eisbären-WG gut beobachten können und mehr über Eisbären lernen.

Mit der neuen Anlage wird es uns sicherlich gelingen, beide Ansprüche zu vereinen. Schließlich entsteht in Hellabrunn die mordernste und großzügigste Eisbärenanlage Europas.



Wo sind die Eisbären jetzt und wann kommen sie zurück?

Yoghi wohnt während der Umbauzeit im Berliner Tierpark Friedrichsfelde, Lisa ist dort leider verstorben. Giovanna ist im Berliner Zoo untergebracht. Beide Eisbären kehren nach München zurück, sobald unsere neue Anlage fertig gestellt ist.

Geplant ist das Bauende und damit die Rückkehr der Eisbären für Sommer 2010. Ganz genau können wir dies jedoch leider nicht vorhersagen, da sich bei einer so großen Baumaßnahme manchmal auch Verzögerungen ergeben können. Zudem müssen die Bedingungen für die Rückreise der Eisbären ideal sein, denn natürlich wollen wir, dass die zwei gesund wieder in Hellabrunn ankommen.

Wer das Geschehen unseres Tierparks und die Informationen auf der Internetseite genau verfolgt, wird aber rechtzeitig von der Heimkehr von Yoghi und Giovanna erfahren. Schließlich wollen wir sie gebührend in ihrem neuen Zuhause bergrüßen.



Was passiert mit den Moschusochsen?

Zugunsten einer vergrößerten Eisbärenanlage haben wir beschlossen, das Moschusochsengehege aufzugeben. Das komplette Gehege wird in die neue Eisbärenanlage integriert werden und einen schönen natürlichen Tundra- und Taigabereich bilden.

Hier im Tierpark haben wir leider nicht genügend Platz, um die Moschusochsen in einem anderen Parkteil unterzubringen. Daher haben wir sie in andere Zoos abgegeben.

Unser Moschusochsenweibchen wird in den Tierpark Berlin zurückkehren, mit dem wir seit Jahren eine Zuchtgemeinschaft haben. Das Moschusochsenmännchen zieht nach Olmütz in die Tschechische Republik. Wir sind sicher, dass es beiden in ihrer neuen Heimat sehr gut gehen wird.



Was kostet der Bau der Anlage? Wer bezahlt das?

Insgesamt wurden für den Bau der Anlage 5,2 Millionen Euro eingeplant. Wie alle unsere Bauvorhaben werden wir diese Summe aus unserer Baurücklage alleine bestreiten müssen.

Die Baurücklage setzt sich aus Spenden und Erbschaften zusammen. Die Finanzierung der Eisbärenanlage ist bereits gesichert, aber unsere Baurücklage wird gehörig schrumpfen, was zukünftige Bauvorhaben anderer Anlagen verzögern könnte.

Daher freuen wir uns nach wie vor, wenn wir von Besuchern Unterstützung für dieses großartige Projekt erfahren. Der Eisbär hier im Infohäuschen freut sich über jeden Cent. (Bemerkung: Es steht ein lebensgroßer Eisbär in dem Infohäuschen, zu deren Füßen eine Spendenbox aufgestellt wurde). Aber auch auf unser Spendenkonto 81000 bei der Stadtsparkasse München können gerne Spenden überwiesen werden. Natürlich stellen wir bei Bedarf eine Spendenquittung aus. Bitte wenden Sie sich hierzu an die Verwaltung des Tierparks.



Ist es den Eisbären in München nicht zu warm?

In der Natur leben Eisbären in der Polarregion rund um den Nordpol und halten sich ganzjährig an den Küsten oder auf dem Packeis auf. Vor allem im Sommer wandern Eisbären auf der Suche nach Fressbarem in die Tundra- und Taigagebiete. Dort legen sie sich teilweise Mulden an, um den Boden als Kühlung zu nutzen.

Auch bei uns ist es für die Eisbären daher nicht so wichtig, wie warm es draußen ist, sondern, dass sie sich abkühlen können, wenn ihnen danach ist. Hierfür springen sie gerne in die Wasserbecken, die in Hellabrunn im Sommer eine maximale Wassertemperatur von 17 Grad aufweisen. Dank unserer Grundwasserquellen, die in einem regelmäßigen Durchfluss unsere Becken mit frischem Wasser versorgen, bleibt das Wasser auch an warmen Sommertagen immer angenehm kühl.

Im Tundra- und Taigabereich der neuen Anlage haben die Eisbären zudem die Möglichkeit, sich an einem natürlichen Bachlauf zu erfrischen oder im kühlen Boden zu graben.



Warum gibt es so selten Eisbärbabys?

Eisbären sind erst mit 5 Jahren geschlechtsreif. Bis etwas zu ihrem 20. Lebensjahr können Eisbärinnen Junge bekommen. Die Babys werden sehr lange, in der Regel bis zu drei Jahre, von der Mutter versorgt. Das bedeutet, dass eine gesunde Bärin in ihrem Leben höchstens sechsmal Nachkommen haben wird. Pro Geburt kommen durchschnittlich nur 1-2 Junge, allerhöchstens 3 Junge, zur Welt. In den harten Bedingungen der Arktis überleben jedoch nur etwa die Hälfte der Eisbärbabys ihre ersten fünf Lebensjahre.

Die Paarung der Eisbären findet zwischen März und Mai statt. Allerdings nistet sich das Eis erst im August – September in der Gebärmutter ein. Dies ist ein natürlicher Schutzvorgang: Sollte die Mutter über den Sommer hinweg zu wenig Nahrung finden und zu ausgehungert sein, wird die Trächtigkeit abgebrochen.

Zur Geburt zwischen November und Januar beziehen die Eisbärinnen eine Geburtshöhle, in der sie ihre Winterruhe halten. Erst im März oder April verlassen sie mit den Kleinen die Höhle. Während dieser Zeit sind die Eisbären sehr störungsanfällig. Für die Geburt in Zoos bedeutet dies, dass die Eisbären eine sehr gute Rückzugsmöglichkeit benötigen.



Wie viele Eisbären gibt es weltweit noch?

Nach Angaben der Weltnaturschutzorganisation IUCN, Herausgeber der Roten Liste gefährdeter Arten, existieren in der Natur noch etwa 20.000 – 25.000 Eisbären. 360 Eisbären leben in 150 Zoos weltweit.

Die Eisbären werden auf der Roten Liste als *gefährdet* eingestuft und es wird damit gerechnet, dass sie innerhalb der nächsten 100 Jahre aussterben werden, falls sich ihre Lebensbedingungen nicht deutlich verbessern. In den letzten 50 Jahren ist der Bestand bereits um 30% zurückgegangen.

Durch die Erderwärmung und das Abschmelzen der Pole wird der natürliche Lebensraum der Eisbären zerstört, was die Hauptursache für das Artensterben ist. Im Gegensatz zu anderen Bären gewöhnen sich Eisbären nur schwer an veränderte Lebensbedingungen. Hinzu kommt, dass sich Eisbären nur schwer vermehren.



Wie beschäftigen sich Eisbären den ganzen Tag über?

Eisbären sind tagaktiv und vor allem morgens in Bewegung. Fast ein Drittel des Tages wandern, spielen und schwimmen sie. Nur rund 5% ihres Tagesablaufes verbringen sie damit, zu jagen und zu fressen. Zwei Drittel verbringen sie schlafend, ruhend und in der Natur auch auf Beute lauernd.

Da die Eisbären bei uns im Tierpark ihre Beute nicht selbst fangen müssen, ist es wichtig, dass wir ihnen Abwechslung verschaffen und ihnen das Futter auf unterschiedlichste Weise anbieten. Im Sommer erhalten Sie Fisch, Obst und Gemüse, gerne einmal in einer Eisbombe. Dafür werden die Zutaten einfach in große Wassereimer eingefroren und die Eisbären müssen sich das Essen aus dem Eis herauspulen. Auch sorgen wir dafür, dass sie in ihrer üppigen *Freizeit* anderen Beschäftigungen nachgehen können; sie bekommen daher regelmäßig neues, bärentaugliches Spielzeug.

In der neuen größeren Anlage werden sie nicht nur mehr Platz zum Schwimmen haben, sondern in Tundra- und Taigabereich auch ihrem großen Bewegungsbedürfnis nachgehen können. Sie können spazieren gehen, am Flusslauf spielen oder im natürlichen Boden graben und buddeln.



Wird es mit der neuen Anlage auch bald Eisbärbabys geben?

Natürlich wurde bei der Planung des neuen Geheges darauf geachtet, dass die Bedingungen ideal sind, sollte eine unserer Eisbärendamen einmal Junge erwarten. Daher wurde das neue Mutter-Kind-Haus konzipiert, das einer natürlichen Geburtshöhle ähnelt. Wie in der Natur soll sich die Eisbärin zurückziehen und in den ersten Monaten völlig ungestört den Jungen widmen können.

Wann das neue Mutter-Kind-Haus das erste Mal zum Einsatz kommen wird, können wir nicht voraus sagen. Giovanna, die im November 2006 geboren wurde, ist noch zu jung und fast selbst noch ein Baby. Eisbären werden erst mit 5 Jahren geschlechtsreif, das heißt, dass wir uns aller Voraussicht nach wohl noch ein wenig gedulden müssen.



Bleibt das restliche Polarium unverändert?

Die Anlagen der Pinguine bleiben vorerst wie sie sind. Auch das Haus der Seelöwen und Mähnenrobben werden wir nicht umbauen. Ein kleiner Teil der Eisbärenanlage wird ab nächstem Jahr jedoch nicht mehr von den Eisbären sondern den Robben genutzt werden, so dass auch diese mehr Platz gewinnen.

Zudem entsteht vor den Schwimmbecken der Seelöwen eine Tribüne. So kann jeder, egal ob groß oder klein, in Zukunft ganz entspannt und ungehindert unsere Flossenparade beobachten. Auch vor und nach den Vorführungen entsteht mit der Tribüne natürlich ein schöner Platz, um den Seelöwen beim Schwimmen zuzusehen oder eine Rast einzulegen.

Der Kiosk am Polarium bleibt ebenfalls wie bisher bestehen und ist auch während der Umbauzeit geöffnet.



Quelle: Plakattafeln aus dem Tierpark Hellabrunn (Infostand)
Stand: April 2010