Allgemeines über Zugvögel
Für viele Vögel, die im Frühjahr und Sommer unsere Heimat bereicherten, heißt es nun wieder:
Ab in den Süden! Wissenswertes über Zugvögel und ihren oft weiten Weg in die Winterquartiere.
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Wenn die Tage kürzer und die Schatten länger werden, heißt es auch in diesem Jahr wieder
Abschied nehmen von vielen gefiederten Bewohnern unserer Heimat. Denn die Zugvögel bereiten
sich nun auf den Winter vor, der in unseren Breiten für ihre Verhältnisse viel zu kalt ist.
Was bedeutet: Auftrieb unter ihren Schwingen zu lassen und abzufliegen in die Regionen,
die während der hierzulande kalten Wintermonate eine bessere Alternative darstellen.
Mauersegler, Pirol, Sumpfrohrsänger, alte Kuckucke, Neuntöter und Turteltauben sind die ersten,
die uns jährlich für viele Monate verlassen, gefolgt von den Glücksvögeln unserer Heimat, den
Weißstörchen.
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Auch Schwalben versammeln sich nun auf den Leitungsdrähten und kündigen ihren baldigen Wegzug an.
Ende September sind auch die letzten Mauersegler, Grauschnepper, Neuntöter und Gartengrasmücken
verschwunden. Drosseln und Finkenvögel finden sich zu großen Schwärmen zusammen, Seeschwalben und
Watvögel straffen ihre Flügel, und auch die Zugvögel unter den Enten (Löffel-, Schnatter- und Knäkente)
raffen ihr Federkleid zusammen und schwingen sich in die Lüfte gen Süden.
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Doch woher wissen die Vögel, wann es Zeit ist, die Flügel auszubreiten und aufzubrechen in südlichere, da
wärmere Gefilde? Ganz einfach: Ihre innere Uhr, die sich nach den Jahreszeiten richtet, zwingt sie dazu.
Sie ist es auch, die die weit gereisten Vögel im Frühjahr wieder veranlasst, den Aufenthalt im Winterquartier
abzubrechen, um rechtzeitig zum Frühlings- (und Brutzeit-) Beginn wieder in Europa zu sein.
Die innere Uhr ist angeboren und auf die Jahreszeiten abgestimmt. Sie spricht auf die Veränderungen
von Temperatur und Licht (länger oder kürzer werdende Tage) in hohem Maße an und löst den starken Instinkt
aus, sich selbst auf so waghalsige Unterfangen wie die lebensgefährlichen Langstreckenflüge über die
Berge, Wüsten und Meere dieser Welt einzulassen.
Und an all` dem ist ein kleines Organ im Vogelhirn Schuld: Die Zirbeldrüse ist es, die, durch Sonnenlicht
aktiviert, die innere Uhr der Vögel reguliert und die im wahrsten Sinne des Wortes "weit reichenenden"
Entscheidungen nach sich zieht.
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Manche Vögel haben sogar ein derart gutes Zeitgefühl, dass sie ihre Eier jedes Jahr am gleichen Tag
legen. Als zuverlässige Wegweiser zum oft weit entfernten Zielort (Weißstörche etwa legen eine
Distanz von rd. 11.000 km in ihr Winterquartier zurück) dienen Sonne, Sterne und magnetische Feldlinien
der Erde als Kompass und Orientierungshilfe. Jungvögel, die zum ersten Mal ihre Reise unternehmen,
lernen den Routenverlauf von den älteren Artgenossen und prägen sich die Umgebung ihrer Brutstätten
vor dem Abflug ganz genau ein, um ihn, da sie ja nistplatztreu sind, im Frühjahr auch wiederzufinden.
In der Nähe ihrer Heimat lassen sich die Vögel schließlich auch von Gerüchen leiten.
Die sowohl innere Uhr, die den Zugzeitpunkt festlegt, als auch das Navigationssystem, das Sonne,
Sterne und magnetische Feldlinien der Erde nutzt, sind angeboren (genetische Prädisposition), die
Informationen über die Zugroute und das Zugziel erlernt (soziale Tradition, die der Nachwuchs von
den Elterntieren lernt). Letzteres ist sozusagen ein kollektives Wissen, das die jeweils nächste
Generation weitergegeben wird, damit die bewährte Route nicht in Vergessenheit geraten kann.
Hin- und Rückflug bergen Gefahren
Während der Herbstzug in Etappen mit längeren Pausen an geeigneten Rastplätzen "durchgezogen" wird,
läuft es im Frühjahr deutlich streßiger ab. Denn das nahende Brutgeschäft steckt einen engen zeitlichen
Rahmen, indem Rückflug, Partnerfindung, Nestbau und Brut bewerkstelligt werden müssen. Nicht zu vergessen
die vielen Gefahren, die den Lang- und Teilstreckenziehern auf ihrer Reise drohen: Unfälle mit
Stromleitungen, Kollisionen mit Flugzeugen, Bejagung in überflogenen Ländern, Hungerzeiten durch
Dürreperioden in Afrika, schlechtes Wetter, plötzliche Kälteeinbrüche bei ihren Hin- und Rückflügen,
Veränderung der Lebensräume in ihren Überwinterungsgebieten, auf Rastplätzen und z.T. auch die Ausdehnung
der überflogenen Wüsten durch den fortschreitenden Klimawandel machen den Zugvögeln das Leben schwer.
Und: Bei wolkenverhangenem Himmel müssen sich die Vögel alleine von den magnetischen Feldlinien der
Erde leiten lassen und in einem bestimmten Winkel zu den Magnetstrahlen fliegen. Da es aber auch
Gestein mit magnetischen Feldstrahlen sowie magnetische Stürme gibt, kann es sehr gefährlich für den
Vogel werden: Unter diesen Umständen kann er sich hoffnungslos verirren.
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Viel leichter haben es da natürlich die Arten, die bei uns bleiben und den kalten Winter hierzulande
ertragen. Sperlinge, Amsel, Spechte, Meisen, Grünfink, Buchfink, Kernbeisser, Kleiber, Baumläufer,
Gimpel und natürlich auch unsere Greifvögel und Eulen etwa verlassen sich darauf, auch im tiefsten
Mittwinter genügend Nahrung zu finden.
Wintergäste in unseren Breiten
Aber auch in umgekehrter Richtung herrscht ein reger Verkehr: Denn auch zu uns kommen Zugvögel, die den
Winter hier verbringen, da es in ihrer angestammten Heimat, den nördlicheren Regionen der Erde, noch
kälter ist: Bergfinken, Erlen und Birkenzeisige, Saatkrähen, Dohlen, nordische Seidenschwänze und
Wacholderdrosseln bereiten im Herbst und Winter unser Landschaftsbild. Nicht zu vergessen die vielen
Durchzieher, die unser Land auf dem Weg nach Süden und wieder zurück überfliegen (z.B. Kraniche,
Steinschmätzer, Schafstelzen, nordische Watvögel etc.). Hier seien auch noch die Kurzstrecken- und
Teilzieher erwähnt, Vogelarten, von denen nur ein Teil in westliche und südliche Winterquartiere
ausweicht, ein weiterer Teil aber bei uns überwintert.
Kernbeisser
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Neuntöter
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Sumpfrohrsänger
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Star
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Heckenbraunelle, Rotkehlchen, Zaunkönig, Feldlärche, Star und Bachstelze etwa sind solche Vögel,
die ganz nach dem Motto leben: Versuchen wir`s z.T. auch mal mit dableiben und einem "Urlaub auf
Balkonien". Der Anteil der Daheimgebliebenen wird übrigens von Jahr zu Jahr mehr - vor allem in
den Städten. Gründe für dieses angepasste Verhalten sind u.a. die steigenden Durchschnittstemperaturen,
das warme Klima in unseren mehr und mehr aufgeheizten Städten und die wachsende Bereitschaft der Bürger,
mit Winterfütterung den Vögeln über den Winter zu helfen (rd. 25 Mio. Euro geben die Deutschen Jahr
für Jahr für die Winterfütterung aus). Viele Gründe für die Zugvögel, die lange, beschwerliche und gefährliche
Reise in den Süden erst gar nicht mehr anzutreten.
Für alle anderen aber heißt es nun: Beschwingt ab in den Süden.
Auf Wiedersehen bis zum nächsten Jahr
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Dieser Bericht stammt aus der Zeitschrift "FRESSNAPF", Berichterstatter nicht genannt.
September 2006
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