Meine erste große Reise

Eigentlich fing alles viel früher an: Schon beim Tierarztbesuch hat mein Frauchen Reisetabletten besorgt, nur da war ich viel zu aufgeregt, um das zu registrieren. Und nun dachte meine Menschenfamilie daran zu verreisen. Nichtsahnend bin ich am Morgen des 31. Oktober 2004 aufgewacht, wie üblich ging ich mit Frauchen auf die Toilette (das ist schon ein gemeinsames Ritual bei uns beiden!). Natürlich bemerkte ich schon am Vorabend die gepackten Reisetaschen, jedoch glaubte ich, dass Frauchen wieder für längere Zeit zu ihren Eltern fahren wird.

Weit gefehlt! Schnell merkte ich, dass Natty mich austricksen wollte! Sie versuchte, mir in meine Lieblings-Leckerli-Stäbchen eine halbe Tablette unterzujubeln. Aber nicht mit mir: Ich schüttelte kräftig meine Pfoten abweisend hin und her (das kennt Frauchen bereits von meiner mäkeligen Fressensweise) und schnellstmöglich befand ich mich schlagartig auf der Flucht! Ich will hier nicht weiter ausholen, alle Verstecke waren nicht zu erreichen gewesen, ich verärgerte sogar mein Frauchen. Letztendlich half alles nichts, ich wurde rigoros in den Katzenkorb verfrachtet und dann ging`s los. Drei Treppenaufgänge hinunter in den Hof, alles war schon fertig gepackt und für mich auch katzengerecht hergerichtet worden. Aber das bemerkte ich anfangs überhaupt nicht, ich war viel zu aufgeregt. Ich war beschäftigt mit meiner 60. Tonart - dem "qualvoll leidende Jaulen"!

Von meiner Familie wurde ich durch ein Gitter zum Vordersitz des Autos getrennt, aber an alles wurde gedacht: angefangen vom Katzenklo, flauschige Decken, Leckerli, meinem Schlafkorb bis hin zu Versteckmöglichkeiten im Kofferraum, denn ein Lehnteil vom Rücksitz wurde heruntergeklappt, so dass ich mich auch in den Kofferraum verkriechen hätte können. Aber da bin ich noch lange nicht dahintergekommen. Ich hatte damit zu tun, meine Proteste kundzutun, indem ich weiterhin konstant und lauthals jaulte, mauzte und miaute, ich hatte alle möglichen Ton-Register gezogen, ich hechelte so immens, als wollte ich den ganzen Weg selbst nebenher mitlaufen, aber es half alles nichts, da mußte ich nun durch, es gab kein Entrinnen!

Eine volle Stunde lang habe ich gejault und gejammert, auch die beruhigenden Worte von Natty und Herrchen haben mich nicht beschwichtigt, aber dann habe ich aufgegeben und war recht brav; auch die vorbeifahrenden Autos oder die überholten LKW`s störten mich überhaupt nicht. Ich war geschafft!!! Auf einmal merkte ich, dass ich nicht "verschleppt" wurde, sondern eine längere Reise auf mich wartete - und da ist es doch besser, wenn ich mit diesem kläglichen Miauen aufhöre! Ich ließ mich also überraschen.

Ach ja: Die Reise ging an die Ostsee, nach Zingst, um genau zu sein. Das erfuhr ich bei der Ankunft. Frauchen wollte unbedingt noch Kraniche beim Abflug in den Süden sehen; einige Hundert waren noch zu sehen, aber der Großteil der Vögel war bereits weggeflogen. Aber das ist ein anderes Thema.





Die hier zu sehenden Fotos von mir sind von meiner Katzenfrau gefertigt, am liebsten wäre Natty natürlich gewesen, dass ich mit ihr vorne auf dem Fahrrad an den Strand mitkomme, am besten noch früh morgens aufstehe, um mit ihr die Kraniche zu beobachten. Aber nicht mit mir! So hat Natty die Bilder mit einem Bildbearbeitungsprogramm angefertigt und ich denke, man soll sie den Lesern nicht vorenthalten.





Aber nun muß ich noch erzählen, dass mir etwas sehr Kurioses passiert ist. Herrchen meinte, ich würde so torkeln und Frauchen amüsierte sich, bis beide endlich darauf kamen, dass ich als ich in der neuen Ferienwohnung ankam, gedankenlos das "Häppchen" fraß, das im Katzenkorb lag. Da habe ich doch glatt vergessen, dass es sich hierbei um die "versteckte Schlaftablette" gehandelt hat. Ich wußte selbst nicht, was mit mir los war, meine Beine knickten ein und ich fühlte mich, als hätte ich eine Flasche Whiskey getrunken. Bald war der Spuk vorbei und der Urlaub konnte beginnen...

Ich habe nichts bereut, mir hat es gefallen. Die Ferienwohnung war sehr groß, nach anfänglichem Schnuppern und Auskundschaften war ich sehr angetan - ich hatte eine Menge Freiraum, Spielzeug hat Natty mitgenommen, Herrchen und Frauchen haben trotz täglicher Fahrradtouren viel Zeit mit mir verbracht und ich fühlte mich sehr wohl, war ich doch nah bei meiner Familie. Natty hat auch daran gedacht ein feinmaschiges Gitter für den Balkon mitzunehmen, so konnte ich nicht ausbüchsen, bzw. hinunterfallen. Dass ich sowieso nicht abgehauen wäre, das würde ich Natty niemals gestehen, sie würde sich sonst zu viel einbilden und sich wahrscheinlich nicht mehr so viele Gedanken um mich machen. Schließlich soll ich auch in Zukunft die "Hauptperson" bei ihr sein.





Auch wenn ich manchmal tagsüber allein in der Wohnung war, so störte mich das in keiner Weise, meist schlief ich selig und freute mich, wenn die Türe aufging und meine beiden Menschen kamen wieder zurück. Sofort ging ich schnurrend auf die beiden los und streichelte meinen Kopf zur Begrüßung an deren Beine. Ach ja, noch etwas: Den mitgebrachten dicken Baumstamm zum Kratzen habe ich stets artig benutzt. Ja, mit mir kann man verreisen, ich zerkratze weder Teppiche, Möbel, noch Tapeten, ich weiß, was sich gehört!

Obwohl ich eine schöne Zeit dort verbracht hatte und ich umsorgt, verhätschelt und gekrault wurde, auf der Rückfahrt habe ich mich genauso schrecklich benommen, wie auf der Hinreise: Jaulen, Mauzen, Jammern, Heckeln, alles nochmal von vorne - und wieder fast genau eine Stunde, dann ist wieder Ruhe eingekehrt. Ich kann es nicht erklären, warum ich so bin. Eigentlich müßte ich spüren bzw. wissen, dass Natty mich auf keinen Fall verläßt oder hergibt, aber ich kann mich einfach an eine Autofahrt nicht gewöhnen.





Wie man auf dem Foto oben sieht, durfte ich mit Natty basteln, das hat mir gut gefallen. Hier möchte ich für heute meine Eintragungen beenden - ciao...


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